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punktsieg. Arbeitsproben 2011
Für einen Posterwettbewerb gestaltete punktsieg die Untersuchungssergebnisse von
Dr. Dirk Tokmitt und Patrick Franke, die seit Jahren den Wendehals Jynx torquilla im
Raum Leipzig erforschen, in Form eines DIN A0 Posters; 2010
Plakat und Informationsgestaltung
Deutsche Ornithologen-Gesellschaft e.V.
Autoren: Dirk Tolkmitt & Patrick Franke
Anschrift: D. Tolkmitt, Menckestraße 34, 04155 Leipzig | P. Franke, Karl-Härting-Straße 17, 04318 Leipzig
Jynx and the city —
Besiedlung großstädtischer
Lebensräume durch den Wendehals
Einführung
Der Wendehals Jynx torquilla gehört zu den zehn Vogelarten mit den größten
Bestandsrückgängen in Europa im Zeitraum 1980 bis 2005 (
PECBMS 2007). Als
eine der wesentlichen Ursachen hierfür wird der Verlust von Lebensraum vermutet
(
BAUER et al. 2005, WINKLER et al. 1995). Allerdings zeigt die Art bei der Wahl des
Brutplatzes eine hohe Plastizität. So mehren sich auch die Hinweise auf eine Ver-
lagerung des Schwerpunkts der Vorkommen hin zu anthropogen stark überform-
ten Lebensräumen: In der Schweiz erreicht der Wendehals in Intensivobstanlagen
höchste Dichten (
MERMOD et al. 2009), in Sachsen-Anhalt fi nden sich die zahlen-
mäßig stärksten Bestände mittlerweile auf Truppenübungsplätzen und in Bergbau-
folgelandschaften (
BECKER & TOLKMITT 2008).
Für den urban geprägten Großraum Leipzig lagen bislang nur unzureichen-
de Kenntnisse zum Vorkommen der Art vor. Eine Kartierung des Stadtgebietes und
des angrenzenden Altkreises in den Jahren 19911993 ließ einen Bestand von fünf
bis acht Brutpaaren vermuten (
STAATLICHES UMWELTFACHAMT LEIPZIG 1995).
Untersuchungsgebiet und Methode
Im Jahr 2010 wurden große Teile des Stadtgebietes von Leipzig und angren-
zende Bereiche des Landkreises Leipzig systematisch auf Vorkommen der Art hin
untersucht, teilweise unter Einsatz einer Klangattrappe. Die kontrollierten Flächen
mit einer Gesamtgröße von etwa 300 km
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lagen zu zwei Dritteln im Stadtgebiet. Bei
den einbezogenen Flächen des Landkreises handelt es sich um stark anthropogen
überformte Bergbaufolgelandschaften. In die Auswertung eingegangen sind Beob-
achtungen der Art ab dem 1. Mai. Reviergesang oder die gleichzeitige Beobachtung
zweier Altvögel wurde als besetztes Revier gewertet, als Brutnachweis das Auffi nden
von Gelegen und Nestjungen sowie die Beobachtung Futter tragender Altvögel.
Ergebnisse
Überraschend konnten 49 Reviere gefunden werden; ein Brutnachweis ge-
lang in acht von ihnen. Im Stadtgebiet selbst lagen 22 Reviere, die übrigen 27 auf
dem Gebiet des Landkreises (Abb. 1). Erstaunlich war auch die Vielfalt an genutz-
ten Biotoptypen und die Verteilung der einzelnen Reviere auf diese: In für die Art
klassischen Biotopen wie Streuobstwiesen ⁄ Gärten und Friedhöfen ⁄ Parks gelangen
nur wenige Nachweise. Dagegen fand sich der Großteil der Brutvögel in Bergbau-
folgelandschaften, auf ehemaligen Truppenübungsplätzen sowie in Gewerbegebie-
ten und auf brachliegenden Bahnfl ächen (Abb. 2).
Besiedelt werden auch sehr isolierte, innerstädtische Flächen (Abb. 3), die
aufgrund spärlicher Bodenvegetation eine hohe Attraktivität für die Art besitzen.
Dabei kann die Eignung urbaner Lebensräume, die sich abstrakt durch die Er-
reichbarkeit von Wiesenameisen als Nahrungsgrundlage beschreiben lässt, ganz un-
terschiedliche Ursachen haben. Neben der mechanischen Verdichtung der Böden
(Bergbaufolgelandschaften, Gewerbegebiete) spielen die Bodenqualität (Bergbau-
folgelandschaften) und die Häufi gkeit menschlicher Störungen der Bodendecke
(Truppenübungsplätze, Gewerbegebiete) eine entscheidende Rolle.
Diskussion
Die gefundenen Ergebnisse haben in mehrfacher Hinsicht Bedeutung. Zum
einen weisen sie auf ein kaum genutztes Potential praktischen Artenschutzes für
den Wendehals. In Lebensräumen wie Bergbaufolgelandschaften, Truppenübungs-
plätzen und Gewerbegebieten sind Naturhöhlen zumeist eine knappe Ressource,
weshalb gezielt für die Art angebotene Nistkästen eine effi ziente Schutzmaßnahme
darstellen. Off enbar laufen hier bislang wenig beachtete Prozesse einer Verlagerung
der Vorkommensgebiete ab, die mit echten Bestandszuwächsen im urbanen Raum
einhergehen. Zum anderen werden die bisherigen Bestandsschätzungen für den
Freistaat Sachsen (300400 BP,
STEFFENS et al. 1998) zu überdenken sein. Denn
der Wendehals dürfte in weiten Bereichen der Leipziger Tiefl andsbucht Siedlungs-
dichten erreichen, die mit den hier festgestellten vergleichbar sind.
Literatur
BAUER, H.-G., BEZZEL, E. & W. FIEDLER (2005):
Kompendium der Vögel Mitteleuropas. 2. Aufl ., Wies-
baden.
BECKER, D. & D. TOLKMITT (2008): Monitoring
des Wendehalses Jynx torquilla in Sachsen-Anhalt.
APUS 13: 340–347.
ME RMOD , M., RE ICHL IN, T. S., AR LETTAZ , R.
& M. SCHAUB (2009):
The importance of ant-rich
habitats for the persistence of the Wryneck Jynx
torquilla on farmland. IBIS 151: 731–742.
PECBMS (2007): State of Europe’s Common Brids.
CSO/RSPB, Prague.
STAATL ICH ES UMW ELTFAC HAMT L EIPZ IG
(1995):
Brutvogelatlas der Stadt und des Landkrei-
ses Leipzig. Materialien zu Naturschutz und Land-
schaftspfl ege, Leipzig.
STEFFENS, R., KRETZSCHMAR, R. & S. RAU
(1998):
Atlas der Brutvögel Sachsens. Materialien
zu Naturschutz und Landschaftspfl ege, Dresden.
WINKLER, H., D. A. CHRISTIE & D. NURNEY
(1995):
Woodpeckers – A Guide to the Wood-
peckers, Piculets and Wrynecks of the World. The
Banks.
Abb. 3: Wendehalsrevier Leipzig-Lindenthal; innerstädtische Brachfl äche
Abb. 2: Wendehalsrevier Leipzig-Lindenthal, Rangierbahnhof
Abb. 1 ⁄ Große Grafi k: Verteilung der Wendehalsreviere im Großraum Leipzig; gesamt 49 Reviere
Abb. 4: Anzahl der Reviere nach Biotopen; gesamt 49 Reviere
Legende: 8 Truppenübungsplatz – 28 Bergbaufolgelandschaft – 4 Gewerbegebiet –
3 Garten ⁄ Streuobstwiese – 3 Friedhof ⁄ Parks – 3 Sonstige
28
8
4
3
3
3
Quelle: Google MapsQuelle: Google Maps
Foto: Marcus Held, Leipzig
Abb. 4: Anzahl der Reviere nach Biotopen; gesamt 49 Reviere
Legende: 8 Truppenübungsplatz – 28 Bergbaufolgelandschaft –
4 Gewerbegebiet – 3 Garten ⁄ Streuobstwiese – 3 Friedhof ⁄ Parks – 3 Sonstige
28
8
4
3
3
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